Sind Männer auch »ein bisschen« schwanger?

Mama leidet unter Morgenübelkeit, Heißhungerattacken und Müdigkeit – und Papa leidet mit. Manche Männer sogar so sehr, dass sie all das auch selbst durchleben. Und während das Bäuchlein ihrer Partnerin wächst, nehmen nicht selten auch die werdenden Väter zu. Im Extremfall spricht man dann vom »Couvade-Syndrom« (von französisch »couver« = hegen, ausbrüten), auch »Männer-Kindbett« genannt.

Ist das der Ausdruck einer besonders intensiven emotionalen Beteiligung an der Schwangerschaft? Oder setzt Papa einfach Bauchspeck an, weil er jetzt öfter den Abend knabbernd auf dem Sofa verbringt statt beim Sport? In einer Bremer Studie haben 150 werdende Väter durchschnittlich 4 kg zugenommen. Doch das nicht nur aus abendlicher Sofa-Solidarität, nein, auch der Hormonhaushalt der Bald-Papas verändert sich: Testosteron, das Hormon der Streitbarkeit, nimmt tatsächlich ab und Prolaktin, das Hormon der Fürsorglichkeit, nimmt immer mehr zu – bis zur Geburt sogar um 20%. Klingt nach einem sinnvollen »Brutpflegeprogramm« der Natur, oder?

Übrigens: In manchen Kulturen wird das »Männer-Kindbett auch rituell zelebriert. Bei einigen Völkern Südamerikas und Südostasiens legen sich die werdenden Väter auf den Schlafplatz der Frau und ahmen die Geburtswehen nach, um böse Geister fernzuhalten. Bis in die 20er-Jahre des letzten Jahrhunderts war das auch in Teilen Südfrankreichs und des Baskenlandes Brauch. Die leidenden Väter legen sich allerdings nach diesem »Geburtsstress« auch ins Wochenbett – und Mama schmeißt den Haushalt.

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