Kleine Mutterpass-Lesehilfe

Als Mama-2-B bekommt man gleich einen Mitgliedsausweis – und zwar einen, der es in sich hat. Im Mutterpass werden nämlich regelmäßig die Ergebnisse der verschiedenen Vorsorgeuntersuchungen eingetragen – auf Medizinisch, versteht sich (oder eben nicht …). Da schwirrt einem ganz schön der Kopf, wenn man sich das alles durchliest – und irgendwie fühlt man sich gleich ein wenig krank. Dabei ist Schwangerschaft doch gar keine Krankheit! Aber keine Sorge, der Mutterpass ist eine große Hilfe für die Ärzte und Hebammen sowie ein wichtiger Teil der gründlichen Schwangeren-Vorsorge. Hier eine kleine Erklärungshilfe!

Seiten

Mutterpass Seite 5:
Anamnese und allg. Befunde /
Erste Vorsorge-Untersuchung

Mithilfe dieses (26 Punkte starken) Fragenkatalogs werden die Ergebnisse der ersten Vorsorgeuntersuchung dokumentiert. Die Anamnese ist die Erhebung der Krankheitsvorgeschichte.

Gravida: Anzahl der Schwangerschaften. Dazu zählen auch Fehlgeburten und z.B. Eileiterschwangerschaften. Angabe erfolgt in römischen Ziffern.

Para: Anzahl der wirklichen Geburten (römische Ziffern). Eine Primapara ist übrigens eine Erstgebärende, eine Multipara eine Frau, die bereits zwei Kinder geboren hat.

SS:Schwangerschaft

Hypertonie: Bluthochdruck

genetische Krankheiten: Erbkrankheiten

ZNS: Zentrales Nervensystem (Gehirn und Rückenmark)

Blutungs-/Thromboseneigung: Blutungsneigung: die Blutgerinnung ist verzögert, Wunden bluten länger. Thromboseneigung: Neigung zur Bildung von Blutgerinnseln.

Frühere Bluttransfusionen: Dadurch kann es sein, dass Mama Antikörper gebildet hat.

Besondere psychische beziehungsweise soziale Belastungen: Gemeint ist z.B. starker Stress im beruflichen Umfeld, starke Sorgen im Familiären/Finanziellen etc. Stress kann sich negativ auf die Schwangerschaft auswirken.

Rhesus-Inkompatibilität: Bei einer vorangegangenen Schwangerschaft kam es zu Rhesus-Unverträglichkeiten. Das kann passieren, wenn eine Mutter mit Rh-negativem Blut ein Rh-positives Baby bekommt. Mamas Körper empfindet das Rh-positive Blut des Kindes dann als fremd und bildet Antikörper dagegen, die für das Ungeborene lebensgefährlich sind.

Diabetes mellitus: Zuckerkrankheit. Ein erhöhter oder stark schwankender Blutzuckerspiegel muss während der Schwangerschaft besonders im Auge behalten werden, da es zu Fehlgeburten, Fehlbildungen oder Makrosomie (stark erhöhtes Geburtsgewicht des Babys) etc. kommen kann.

Adipositas: Starkes Übergewicht von mehr als 20 % über dem Normalgewicht. Begünstigt verschiedene Störungen, wie Bluthochdruck oder Gestosen.

Kleinwuchs: Liegt bei einer Größe unter 155 cm vor – außer familiärer Vererbung könnte hier eine Stoffwechsel- und Hormonstörung zugrunde liegen, die untersucht werden würde.

Skelettanomalien: Auffälligkeiten im Knochenbau, z.B. des Beckens.

Schwangere unter 18 Jahren: Bekommen besonders viel Beratung und Unterstützung.

Schwangere über 35 Jahren: Manche Probleme treten mit steigendem Alter der Mutter häufiger auf. Bei Mamas über 35 wird deshalb dieser Routinehinweis eingetragen, damit der Frauenarzt besonders auf Risikofaktoren achtet.

Sterilitätsbehandlung: Fruchtbarkeitsbehandlung – danach kommt es z.B. häufiger zu Mehrlingsschwangerschaften

Zustand nach Frühgeburt: In einer vorausgegangenen Schwangerschaft wurde das Kind vor Ende der 37. SSW geboren. Die möglichen Ursachen dafür sollten abgeklärt werden.

Zustand nach Mangelgeburt: Bei einer vorausgegangenen Geburt wurde das Kind mit einem zu leichten Geburtsgewicht geboren. Eine Mangelgeburt wird oft durch Entwicklungsstörungen der Plazenta hervorgerufen.

Zustand nach 2 oder mehr Fehlgeburten/Abbrüchen: Die Schwangere hatte zuvor 2 oder mehr Fehlgeburten bzw. Schwangerschaftsabbrüche.

Totes/geschädigtes Kind in der Anamnese: Die Mutter hatte bereits eine Schwangerschaft, die sehr schlecht ausgegangen ist. Das kann vor allem eine große psychische Belastung darstellen.

Komplikationen bei vorausgegangenen Entbindungen: Dies sind z.B. eine Wehenschwäche, frühzeitiger Blasensprung, Zangen- oder Saugglockengeburt.

Komplikationen post partum: (post partum = nach der Geburt) Diese Komplikationen können z.B. sein: starke Nachblutung, Plazenta löste sich schlecht, Infektion im Wochenbett etc.

Zustand nach Sectio/Uterusoperationen: Die Mutterhatte in der vorangegangenen Schwangerschaft einen Kaiserschnitt oder aber eine Gebärmutter-OP. Dies kann dazu führen, dass durch die Narbenbildung die Dehnbarkeit der Gebärmutter verringert ist.

Rasche Schwangerschaftsfolge: Mamas Körper hat sich evtl. noch nicht ganz von der vorherigen Schwangerschaft erholt. Auch hat sie vielleicht viel Stress, denn sie muss ihre Aufmerksamkeit zusätzlich noch auf ein kleines Geschwisterkind richten.

Nach ärztlicher Bewertung des Katalogs liegt bei der Erstuntersuchung ein Schwangerschaftsrisiko vor

Auf Grundlage dieses sehr umfangreichen Fragekataloges wird schließlich das Kreuzchen für eine Risikoschwangerschaft eingetragen – oder eben nicht. Wie man sich bei den vielen und ausführlichen Fragen denken kann, geschieht das ziemlich häufig, z.B. wenn Folgendes angekreuzt ist: Adipositas, Bluthochdruck, Diabetes, Schwanger unter 18 oder über 35 Jahren, Sterilitätsbehandlung, frühere Kaiserschnitte, Früh- oder Fehlgeburten, rasche Schwangerschaftsfolge, Allergien etc. Bitte also nicht erschrecken, wenn Sie das Kreuzchen in Ihrem Pass haben – die Erhebung ist einfach sehr gründlich und es bedeutet, dass die Frau größere medizinische Zuwendung bzw. Beobachtung benötigt. Dieses Kreuzchen ermöglicht es Ihrem Arzt zudem, sich mehr Zeit für Sie zu nehmen, weil die Krankenkassen dadurch etwas höhere Vorsorgekosten erstatten.

Beratung der Schwangeren

Hier kreuzen Arzt oder Ärztin an, zu welchen Themen sie die Schwangere beraten haben.