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Eine Orientierungshilfe für Eltern
Die Frage, die sich Eltern stellen sollten, heißt nicht: Impfen – ja oder nein?
, sondern müsste vielmehr lauten: Gegen was, warum und wann?
. Der erfahrene Kinderarzt Stephan H. Nolte gibt fundierte Eigenblicke in das Impfwesen, erklärt leicht verständlich die einzelnen Impfungen und zeigt Wege zu einem maßvollen, risikoorientierten Impfen auf.
Kaum eine Impfung steht so sehr in der öffentlichen Kritik wie die gegen Masern. Hier die Fakten:
Der Verursacher der Krankheit ist das Masern-Virus, einer der ansteckendsten Erreger überhaupt. Fast alle, die mit einem frisch Erkrankten in Kontakt kommen, infizieren sich, und das auch bei nur flüchtiger Begegnung. Für Masern galt besonders das Wort Kinderkrankheit
, denn durch die hohe Ansteckungsgefahr und die weite Verbreitung kam es in regelmäßigen Abständen zu Masern-Epidemien bei Kindern, die alle zwei, drei Jahre durchs Land zogen und die noch nicht infizierten ansteckten.
Die Erkrankung beginnt nach einer Inkubationszeit von zehn bis vierzehn Tagen wie ein grippaler Infekt mit roten Augen und Lichtempfindlichkeit, Fieber, Husten, oft einem Bellhusten, und mit erheblichem Krankheitsgefühl. Als frühes Zeichen finden sich an der Innenseite der Wangenschleimhaut dann die berühmten typischen Koplik-Flecken
, weißliche, als kalkspritzerartig beschriebene Hautveränderungen. In einer zweiten Fieberwelle beginnt der Hautausschlag, meist am Hals hinter den Ohren: ein rotfleckiger, zusammenfließender Ausschlag, der sich nach unten weiter ausbreitet und nach vier, fünf Tagen löst. Dann klingt die Krankheit ab, und die Kinder erholen sich meist sehr rasch, was vielfach als Entwicklungsschub wahrgenommen wird.
Gefährlich sind die Masern aus mehreren Gründen: Die Masern-Erkrankung verursacht eine ausgeprägte, wenn auch nur vorübergehende Immunschwäche. Das begünstigt das Auftreten bakterieller Komplikationen, darunter Lungen- oder schwere Mittelohrentzündungen. Gefürchtet ist auch die Gehirnbeteiligung, die Masern-Enzephalitis, und hier wiederum eine chronische Spätform, die besonders bei im Säuglingsalter infizierten Kindern auftritt, die subakut sklerosierende Panenzephalitis (SSPE). Dabei handelt es sich um einen langsam fortschreitenden Hirnuntergang mit zunehmender Einschränkung der Hirnfunktion bis zum qualvollen Tod. Durch die Seltenheit von Masern und die zunehmende Erkrankung von Säuglingen und Erwachsenen scheinen sich diese schweren atypischen Verläufe zu häufen und machen heute die Wahrnehmung von Masern in der Öffentlichkeit aus.
Kaum eine Impfung steht so sehr in der öffentlichen Kritik wie die gegen Masern. Dabei gibt es gerade für sie wenig Grund zur Beanstandung, weil sie als Lebendimpfung überschaubare Nebenwirkungen und ein gutes Sicherheitsprofil hat. Die aktive Auseinandersetzung mit dem abgeschwächten Erreger ist ein positiver Reiz für das Immunsystem, nicht vergleichbar mit der Anwendung modifizierter Antigene mit den notwendigen Adjuvanzien bei den Totimpfstoffen.
Spätestens beim Eintritt in eine öffentliche Einrichtung sollte das Kind geimpft sein, in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Situation ist es unverantwortlich, ein Kind ohne Masern-Schutz zu lassen. Masern-Partys sind keine Alternative zur Impfung. Es ist immer wieder gezeigt worden, dass durchgemachte Masern vor Allergieentwicklung schützen. Das gilt aber auch für die Impfmasern. Auch in dieser Beziehung ist die Masern-Impfung besser als ihr Ruf. Aber keine Impfung kann einen hundertprozentigen Schutz versprechen: 15 Prozent der im Jahr 2014 gemeldeten 443 Masern-Erkrankten waren geimpft, davon zwölf sogar zweimal.
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