Baby-Entwicklung

Eine Babyzeit ohne Förderwahn

Wie das Gras nicht schneller wächst, wenn man daran zieht, so braucht Ihr Baby keine ­Programme, die sein Wachstum oder seine Entwicklung ­beschleunigen.

In unserer Gesellschaft neigen wir dazu, Kindern Fertigkeiten nahebringen zu wollen, bevor sie reif dazu sind. Die Entdeckung, dass es zum Erwerben bestimmter Fähigkeiten bestimmte Zeitfenster gibt, in denen sie sich am leichtesten entwickeln, hat dazu geführt, dass Förderprogramme entstanden sind, die diese Fenster viel zu früh auf­stoßen, um nur ja nichts zu versäumen. Das ist die große Angst, die die Peitsche schwingt, mit der Kinder aus ihren Spiel-Räumen verjagt werden in Förderprogramme! Und diese Peitsche trifft. Genauso lange, wie Eltern sich und ihre Kinder diesen Hieben aussetzen.

Mehr Informationen zum Thema Die Entwicklung im ersten Jahr finden Sie im Buch Was mein Baby bewegt

Was bewegt Ihr Baby? Was braucht Ihr Baby? Womit kann ich ihm guttun? Was schadet ihm?

Das Erste und zugleich Allerwichtigste, was ein Baby braucht, sind gedeihliche Bedingungen.

Und was sind gedeihliche Bedingungen für Ihr Baby?

Da ist die Art, wie Sie es anschauen. Aus Ihrem Blick liest es Wärme, Zuneigung, Liebe, Vertrauen. Das sind die Qualitäten, die es sucht, die es braucht. Denn alle Bereitschaft zu wachsen, sich zu entwickeln, seine Fähigkeiten zu entfalten, die bringt es bereits mit.

Ein kleines Kind braucht Zeit, Ruhe, Ermutigung, Bewunderung und den Respekt, dass es seine Entwicklung vollbringt in seiner Zeit, auf seine ureigene Art und mit seiner Weisheit. Weisheit – ein Baby? Sie haben richtig gelesen! Genau die bringt es mit auf die Welt. Die bewegt es, einen Entwicklungsschritt nach dem anderen zu tun. Eine Entwicklungsstufe nach der anderen zu erklimmen.

Auch wenn jedes Kind individuell und einzigartig seinen eigenen Weg geht, seine Entwicklung gestaltet, so gibt es doch die einzelnen Stufen, die erklommen werden wollen, um zum aufrechten Gang zu kommen. Und die sind nach gewissen Gesetzmäßigkeiten folgerichtig aufeinander aufgebaut. So leuchtet es ein, dass Ihr kleiner Forscher gut daran tut, sich zunächst robbend oder krabbelnd fortzubewegen, bevor er das mit Inlineskatern probiert.

Crawling

Was Ihr Baby braucht

  • Wenn Sie wissen, warum Ihr Baby unbedingt vom Rücken auf den Bauch und umgekehrt rollen will, werden Sie es auf den Boden legen und davor bewahren, seine Lust an Bewegung mit einem Sturz zu bezahlen.
  • Wenn Sie wissen, wie jede Stufe auf der vorherigen aufbaut, werden Sie leicht vermeiden können, es mit Ihren Erwartungen zu überfordern.
  • Wenn Sie wissen, dass Ihr Baby seinem eigenen Bedürfnis nach Entwicklung, Wachstum, Entfaltung folgt, können Sie es leichter sein lassen.
  • Wenn Sie wissen, dass weder Tabellen noch das Alter Ihres Kindes entscheidend sind als Maßstab für seine Entwicklung, werden Sie ihm die Zeit geben, die es für seine individuelle Entfaltung braucht.
  • Wenn Sie seine Signale und seine Körpersprache verstehen, wird es Ihnen leicht gelingen, seine Bedürfnisse mit Ihren eigenen in Einklang zu bringen.
  • Wenn Sie wissen, wie Ihr Baby mit Leib und Seele, mit allen Sinnen lernt und Erfahrungen sammelt, werden Sie ihm Babyfernsehen ersparen.
  • Wenn Sie wissen, warum es alles in den Mund stecken muss, werden Sie dieses Bedürfnis nicht als Hunger (fehl)interpretieren.
  • Wenn Sie wissen, warum es unbedingt mit seinem Werfen spielen will, werden Sie diese Aktivität nicht mehr als persönliche Schikane (fehl)interpretieren und genervt reagieren.
  • Wenn Sie wissen, dass die Fähigkeit zu sitzen für Ihr Kind nicht so wichtig ist, werden Sie ihm Freiraum geben, sich zu bewegen.

Mehr Informationen zum Thema Die Entwicklung im ersten Jahr finden Sie im Buch Was mein Baby bewegt.

 

 

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