»Dafür wirst du mir nochmal dankbar sein!« – was für ein schlimmer Satz!
Irgendwie kennt den noch jeder aus der eigenen Kindheit. Gestimmt
hat er sowieso nie. Aber wofür sind wir unseren Eltern eigentlich dankbar? Für
die guten Manieren oder das warme Mittagessen? Den Hausarrest zur rechten Zeit
oder die Campingausflüge?
Die schlechte Nachricht: Wir werden niemals das alles schaffen, was wir uns vorgenommen haben. Und das schlechte Gewissen darüber wird uns Jahrzehnte begleiten. Normalerweise wurschteln sich Familien durch den Alltag – die einen mehr organisiert als die anderen, aber alle ständig begleitet von dem Gefühl, dass die Zeit nie ausreicht, dass man einen zusätzlichen Tag in der Woche bräuchte, um endlich mal lange genug neben der spannenden Baustelle stehen zu bleiben oder die zu klein gewordenen Kinderkleider auszusortieren. Irgendetwas kommt immer zu kurz, zumindest fühlt es sich permanent so an.
Die gute Nachricht: Das macht nichts. Kindheit ist – heutzutage und hierzulande – in den meisten Fällen schon an und für sich ein ziemlich paradiesischer Zustand: Es geht immerzu bergauf, man lernt ständig Neues, wird größer, stärker und schlauer, hat abgesehen von Schule wenig Verpflichtungen und kann über seine freie Zeit weitgehend selbst verfügen. Die Diskussion, ob wir unsere Kinder heute im Förderwahn viel zu sehr verplanen und sie dadurch kaum mehr Freizeit haben, lassen wir jetzt mal beiseite. Im Hintergrund kümmert sich jedenfalls freundliches Personal um die Notwendigkeiten des alltäglichen Lebens und steht im Zweifelsfall mit Rat und Tat zur Seite. Was will man mehr?
Zum Buch „50 Dinge, für die Ihr Kind Ihnen einmal dankbar sein wird“
Iris Röll präsentiert 50 kurze Anregungen, wie Eltern wesentliche Dinge des Lebens vermitteln. Ihre Kinder werden diese spätestens als Erwachsene meist sehr zu schätzen wissen: den Wert gesunden Essens oder die Weitergabe schöner Familienrituale, das Beharren auf begründeten Entscheidungen oder das Erlernen eines Musikinstruments. Hier einige Beispiele:
Üben, üben, üben
Rechtschreibung, Einmaleins, Vokabeln – bei solchen Routine-Fertigkeiten hilft nur Pauken. »Automatisieren« nennen das die Fachleute. Und es hilft wirklich, denn es entlastet das Arbeitsgedächtnis, das sich dann um die wirklich schwierigen Aufgaben kümmern kann. Außerdem gibt es Sicherheit, die unsere Kinder in der Schule wirklich brauchen können. Aber dieses Automatisieren können Kinder bis etwa 15 Jahren nicht allein – sie brauchen Eltern als Antreiber, als Abfrager, als Aufgabensteller. Das ist nicht angenehm, für beide Seiten, aber es lohnt sich. »Gelernt ist gelernt« – das gilt dann zumindest bei den Dingen, die wir regelmäßig brauchen, fürs Leben.
Schöne Zähne
Es gibt Angenehmeres, als mit Zweijährigen abendliche Ringkämpfe ums Zähneputzen zu bestreiten oder dem Teenie die Zahnseide aufzudrängen. Aber es lohnt sich: »Studien haben belegt, dass sich eine frühe konsequente Zahnpflege im Erwachsenenalter auszahlt«, sagt Sabine Bertzbach, Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde. »Sie ersparen Ihrem Kind damit langfristig Geld und Schmerzen.« Für die Fachfrau heißt das:
Ab dem ersten Milchzahn zweimal jährlich zum Zahnarzt, auch um sich die richtige Putztechnik zeigen zu lassen.
Mindestens die Zähne nachputzen, bis das Kind flüssig Schreibschrift kann.
Professionelle Zahnreinigung (zahlt die gesetzliche Kasse nicht!) bei hohem Kariesrisiko, zum Beispiel bei Zahnwechsel, fester Zahnspange oder behinderten Kindern.
Wenn die Milcheckzähne im Unterkiefer anfangen zu wackeln, zum Kieferorthopäden gehen, um Fehlstellungen rechtzeitig zu entdecken.
Natürlich nichts Süßes/Saures ins Fläschchen, später keine Softdrinks oder Smoothies zwischendurch. Die Kombi süß-sauer ist Gift für den Zahnschmelz.
Bei Bedarf sollte die Zahnspange in der Kindheit erledigt werden. Durch das Wachstum geht es da wesentlich schneller, der Freundeskreis teilt das Schicksal des Metall-Verhaus im Mund und ab dem 18. Lebensjahr übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten grundsätzlich nicht mehr.
Tippen lernen
Wer mit zehn Fingern schreiben kann, ist besser dran in der digitalen Welt. Und sei es nur, um schneller chatten zu können. Zahlen Sie ganz altmodisch den Volkshochschulkurs oder loben Sie einen Preis aus und setzen Sie Ihr Kind zu Hause vor den Computer: kostenlose Programme unter www.tipp10.de oder www.maschinenschreibenlernen.de